Zu einer Kundgebung zum Schutz des Sonntags haben die Kirchengemeinden in Kooperation mit der KAB Tutzing am Sonntag, den 5. März 2023 aufgerufen. Vor den ungefähr 60 anwesenden Teilnehmenden erinnerte Pfarrer Peter Seidel an das Dekret von Kaiser Konstantin aus dem Jahr 321, der durch ein staatliches Gesetz die Sonntagsruhe einführte und dadurch maßgeblich an der religionspolitischen Festigung des Christentums beteiligt war. Auch Gott schuf den 1. Tag der Woche als Ruhetag zum Durchschnaufen und ausruhen.
Bürgermeisterin Marlene Greinwald sah es von der politischen Seite und hat Befürchtungen, dass irgendwann der Sonntag abhanden kommt, weil die Menschen immer noch weiter wollen, nie genug haben und immer mehr wollen und wird alles daran setzen, dass der Sonntag erhalten bleibt.
Professor Dr. Michael Spieker von der Katholischen Stiftungshochschule München betrachtete das Thema von der wissenschaftlichen Seite. Er sagte, dass der Mensch in Ruhezeiten und im Schlaf seinen Geist erneuert und diese Zeit ganz entscheidend für sein Leben ist. In Artikel 140 Grundgesetz wurde schon in der Weimarer Verfassung für Sonntage und Feiertage und deren Ruhe geschrieben, dass diese Regelung „bleibt“, das bedeutet, dass schon bevor es den Staat gegeben hat, es diese Regelung gegeben hat. Das Grundgesetz beginnt mit der „Würde des Menschen“ und die ist nicht gegeben, sondern vorgegeben und deshalb geachtet und geschützt. So ist es auch mit dem Sonntag. Auch wenn wir selbst entscheiden – so Spieker – so brauchen wir einen Rahmen und Richtlinien, die es uns ermöglichen, frei zu sein und selbstbestimmt tun zu können. In der Corona-Zeit wurde uns vorgegeben, dass wir eine Ruhezeit einhalten. Diese war aber zum Schutz für uns alle gedacht und hatte ein anderes Ziel. Sie hat abgelenkt von der Idee Kaiser Konstantins. Dieser hatte diesen Tag eingerichtet, damit die verschiedenen Kulturen einen Tag der gemeinsamen Ruhe hatten. Also ein Pausentag für Alle! Ein Tag für alle Menschen, was Schönes zu tun. Arbeiten dürfen nur ein bestimmtes Ziel haben und deshalb müssen Viele an einem Sonntag arbeiten, wie z.B. Menschen im Dienst der Menschen. Aber der Großteil kann an diesem Tag etwas Schönes gemeinsam machen.
Pfarrerin Frankenberger begann mit dem Vers aus dem Lied „Immer wieder Sonntags kommt die Erinnerung“ und wollte damit erinnern, dass der Sonntag ein besonderer Tag ist, an dem wir das Leben und die Seele pflegen können. Dieser Tag ist für Gott freigehalten und wer es nicht macht, der wird merken, dass ihm etwas fehlt an Tiefe und der Fülle des Lebens. So rief auch sie auf, den Sonntag zu schützen vor den Menschen..
Als letzte Rednerin kam Renate Hofner von der KAB, der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung. Die KAB hat sich seit vielen Jahren dem Thema angenommen und steht dafür ein, sich mit evangelischen und katholischen Christen in der Sonntagsallianz bayernweit zu vernetzen und auch die Kommunen und Gemeinden, sowie die Gewerkschaften und Betriebsseelsorger mit ins Boot zu holen. Alle gemeinsam werden dazu beitragen, den Verkauf des Sonntags nicht mitzumachen. Es gibt schon genügend Menschen, die an einem Sonntag arbeiten müssen. Wir brauchen nicht noch mehr!
Der Kinderchor unter der Leitung von Kathrin Knauer-Blaich umrahmte die Veranstaltung musikalisch u.a. mit dem Friedenslied „Shalom Chaverim“.