Franziskuskapelle

Ein Gebetsraum, als räumliches und geistiges Verbindungsglied zwischen Kirche und Pfarrheim, ermöglicht vielfältigste Formen des gemeinsamen und privaten Betens, gerade auch für die Kinder des Kindergartens, der benachbarten Schule und der monatlichen Kinderkirche, für Meditationskreise und für die Exerzitien im Alltag, für Gruppengottesdienste und Tagzeitenliturgie, für das Nachtgebet nach einer Veranstaltung oder für die persönliche Einkehr. Wie kein anderer Künstler unserer Zeit hat Walter Habdank (1930 – 2001) seit Beginn seines Schaffens biblische Themen dargestellt, nicht nur in seiner umfangreichen Folge „Holzschnitte zur Bibel”, sondern auch in vielen Wand- und Altarbildern, Glasfenstern und Mosaiken. Der „Maler und Grafiker” ging immer schon seinen eigenen und eigenwilligen Weg jenseits aller Moden. Seinen stärksten Ausdruck fand er im Holzschnitt — flächig, markant, aufs We­sentliche beschränkt, immer den Kern der Dinge und das Hintergründige im Blick. In der Vereinfachung konnte der hinter der äußeren Gestalt verborgene Sinn offenbar werden. „Die­ses Vorgehen ist alles andere als eine konservative Naturmeditation, die einem oberflächli­chen Blick zugänglich wäre” (H. Kraus).
Der Betrachter muss wirklich abstrahieren und genau hinschauen, um zu begreifen. Wir wissen, die Bibel kann man nicht einfach so lesen, sie verlangt auch eine eigene und manchmal anstrengende Besinnung. Habdank über seine Bilder: „Sie wollen den Betrachter ansprechen, anrühren, ihn provozieren, ihn herausfordern, ohne ihn sind sie unfertig”. So versteht sich auch sein letztes Werk für unseren neuen Gebetsraum, der dem Schutzpa­tron der Schöpfung, dem HI. Franziskus, gewidmet ist.

Habdank war überzeugt: „Schöpfung meint ja nicht den Ursprung allein, sondern ein ständiges Geschehen von Gott her.” Das Wort des Apostels Paulus von der „in Geburtswehen liegenden Schöpfung”, die nach Befreiung „seufzt” hatte es ihm besonders angetan. Es war zum Grundmotiv seiner Hoffnungsbilder geworden bis hin zum eigenen Tod.
Zwischen Sonne und Mond ist in Habdanks Schöpfungsdarstellungen immer ein Komet zu sehen. Er weist auf den Stall von Bethlehem hin und darauf, dass der „Schöpfer aller Dinge” zu unserem Heil Mensch geworden ist.
Die stigmatisierten Schöpferhände setzen einen starken, provokativen Akzent, der das linke Fensterbild prägt. Der christologische Bezug ist für den Künstler und für den ökumenischen Christen Habdank wesentlich. Altes und Neues Testament verbinden sich. Das Leiden und Mitleiden Gottes mit seiner faszinierenden und verwundeten Schöpfung ging ihm nahe: „Die Schöpfung ist etwas Großartiges. Aber sie ist leider nicht nur dieses Meisterwerk, sondern sie wird auch von den Menschen, die man Bösewichter nennen muss, verunziert, verunstaltet, verschmutzt und in den Dreck gezogen. Und das ist ein Zustand, dem man entgegenwirken muss.”
Seit Jahrzehnten war W. Habdank in Berg am Starnberger See wohnhaft. Seine letzte Schöpfungsgestaltung für die Kapelle auf der anderen Seite des Sees war ihm ein besonde­res Anliegen. Die Ausführung hat er noch bis zuletzt von seinem Krankenlager aus begleitet. Die Botschaft der Glasfenster wird für alle Betrachtenden zum bleibenden Vermächtnis und manche persönliche Begegnung in den Jahren für mich zum unvergesslichen Geschenk.

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