Demenz und Humor: passt das? Ein viel zu ernstes Thema! Oder lebt ein menschenfreundlicher Umgang mit Menschen mit Demenz vom Humor? Demenz ist eine Daseinsform für viele Menschen. Wir müssen mit Demenz leben lernen. Hierin liegt vor allem eine kulturelle Herausforderung, davon sind der Sozialexperte und Gerontologe Prof. Dr. Thomas Klie und der Künstler und Cartoonist Peter Gaymann überzeugt. Armin Heil, der Geschäftsführer der Ambulanten Krankenpflege Tutzing e.V. und Pfarrer Peter Brummer als Hausherr freuten sich über den Besuch der beiden Autoren zum Dialogabend am 2. Juni 2021 im Roncallihaus.
Die Ausstellung hängt schon einige Wochen und Armin Heil dankte Herrn Fuchs und Frau Witzenhausen-Rommel für die Auswahl und die Hängung der Bilder. Er freute sich, dass jetzt auch endlich aufgrund der niedrigen Inzidenz-Zahlen im Landkreis der lange erwartete Dialogabend stattfinden konnte.
Thomas Klie sagte in seinem Einführungsvortrag, dass es keine Pille gegen Demenz gibt und auch
mit unserer Lebensführung wir nur begrenzt Einfluss darauf haben, Demenz als »Weg aus dem Leben« vermeiden zu können. Wenn wir Demenz nicht heilen können, müssen wir mit Demenz leben lernen. Das gilt für die ganze Gesellschaft. Und besonders in Corona-Zeiten waren und sind es Menschen mit Demenz, die unter den Quarantänemaßnahmen nicht nur gelitten, sondern auch erheblichen gesundheitlichen Schaden genommen haben. Der Krankheitsverlauf beschleunigt sich rapide, wenn Menschen mit Demenz um den Kontakt mit den für sie wichtigen Menschen gebracht werden. Nicht wenige sind daran gestorben, dass ihre nahen Angehörigen nicht mehr täglich zu ihnen kommen konnten.
Weiter führte Klie aus, müssen wir ein Leben mit Demenz als Lebensform verstehen. Würdigen wir Menschen mit Demenz und realisieren wir diese Würdigung in unserer Lebensteilung, dann ist dies Ausdruck einer Anerkennung eines Lebens mit Demenz. In einer bunten Gesellschaft, in einer Gesellschaft, in der niemandem die Würde abgesprochen werden darf, gibt es ein Recht auf Demenz – eben als Lebensform. Dieses Recht auf Demenz bleibt nicht allein appellativ, es fordert alle: Familien, Freundeskreise, Nachbarn – aber auch den Staat in seiner Verantwortlichkeit, für den wirksamen Schutz von Menschenrechten und der Sicherung von Bedingungen, die Teilhabe ermöglichen. Wer mehr darüber wissen möchte, dem sei das Buch von Thomas Klie ans Herz gelegt: Recht Auf Demenz – Ein Plädoyer von Thomas Klie, erschienen im Hirzel Verlag.
Nach seinem Vortrag fragte Thomas Klie Peter Gaymann, ob ihm nicht ein Bild einfällt, das er den Gästen zeichnen könne. Peter Gaymann gehört zu den erfolgreichsten und beliebtesten Cartoonisten in Deutschland. Er zeichnete in der Corona-Krise täglich seine Cartoons als humorvolle Überlebenshilfe. Bekannt wurde Gaymann, weil er für die Frauenzeitschrift BRIGITTE seit 1990 über 30 Jahre in jedem Heft alle zwei Wochen in der Reihe „Die Paar Probleme“ die Herausforderungen im Zusammenleben von Mann und Frau auf den Punkt gebracht hat. 2014 wurde Peter Gaymann die Ehre zuteil, nach Janosch und Loriot für die Deutsche Post mit einer Auflage von 70 Millionen zwei Briefmarken zur Osterzeit zu entwerfen. Gaymann und Klie entwerfen seit 10 Jahren einen Postkartenkalender ihrer Aktion „DEMENSCH“.
Gaymann ließ sich nicht lange bitten und machte sich gleich daran, eine seiner beliebtesten Comicfiguren zu zeichnen. Viele 1000 Hühner hat er in seinem Leben schon gezeichnet und so entstand ein Bild mit zwei Hühnern beim Baden am Starnberger See in der Oberbayerischen Landschaft. Die Idee kam ihm beim Spaziergang am See vor diesem Abend. Mit einem Bild muss das Thema auf den Punkt gebracht werden, so Gaymann und der Humor funktioniert nur so: Anschauen – Schmunzeln, also nicht lange darüber nachdenken müssen. Und weil es so schön war, kam gleich noch ein zweites Bild dazu. So kamen die Gäste in den Genuss, dem Künstler bei der Erschaffung seiner Bilder zuzusehen, und die neue Tagespflege in Bernried zu ihrem ersten Wandschmuck, denn diese Bilder sicherte sich gleich die Sprecherin des Freundeskreises der Ambulanten Krankenpflege Tutzing e.V. Frau Jutta Witzenhausen-Rommel für diesen Zweck.
Am Ende bedankten sich die Veranstalter für diesen respekt- und humorvollen Abend bei den beiden Autoren und diese wiederum mit den Worten: Ein Fremder steht vor der Tür, lassen wir ihn rein, leben wir mit ihm und das mit Humor, dann lässt es sich leben mit Demenz. Ein besseres Thema hätte es zum 100. Geburtstag der Ambulanten Krankenpflege Tutzing e.V. nicht geben können.