Mit einem mächtigen Brausen der Orgel begann es: Der Kirchenchor St. Joseph feierte am Sonntag, 24. November, sein 100-jähriges Bestehen mit einem Festkonzert. Prall gefüllt war die Pfarrkirche St. Joseph, wie es einem besonderen Ereignis angemessen ist. Das Orchester St. Joseph hatte auf der Orgelempore Platz genommen und umringte förmlich die „Königin der Instrumente“. Professor Klemens Schnorr präsentierte sein famoses Können als Solist der Orgelsymphonie Nr. 1 von Felix Alexandre Guilmant. „Ein imposanter instrumentaler Auftritt zwischen geradezu schicksalhafter Dramatik und romantischer Lyrik“, sei es gewesen, schrieb die SZ. Helene von Rechenberg dirigierte dieses Entrée des Jubiläums schwungvoll und übertrug sensibles musikalisches Gefühl auf ihren Taktstock.
Nachdem das Orchester mit der Konzertmeisterin Angelika Besch an der Spitze in den Altarraum hinunter gewechselt war, überreichte Pater Stefan Ulrich Kling, der Leiter des Amts für Kirchenmusik im Bischöflichen Ordinariat Augsburg an den Kirchenchor die Palestrina-Medaille des Allgemeinen Cäcilien-Verbands für Deutschland. Stellvertretend für die Sängerinnen- und Sängerschar, die auf der Tribüne vor dem Hochaltar Platz genommen hatte, nahmen Chorsprecherin Dr. Ina Lang und Chorleiterin Helene von Rechenberg die Auszeichnung entgegen.
Auf den kleinen Festakt folgte das zentrale und zeitlich am längsten dauernde Stück des Abends, die Messe solenelle en l‘ honneur de Sainte-Cécile, landläufig auch als „Cäcilienmesse“ bekannt und überaus populär. Das Werk von Charles Gounod verlangt ein symphonisch besetztes Orchester und glänzt teils durch imposante Klänge, in die sich der Chor fortissimo singend hineinsteigert und die durch Posaunen und Pauken untermauert werden, teils durch zarte, innige Passagen mit Harfe und Flöten. Der Münchner Merkur konstatierte, dass „ein klangliches und logistisches Meisterwerk geboten“ wurde. Helene von Rechenberg hatte ihren Kirchenchor St. Joseph so detailliert einstudiert, dass er auch feinste Nuancen mit Verhaltenheit gestemmt habe, wie es in der „Süddeutschen“ hieß, „mit Bravour, Einfühlsamkeit und überaus warmer Klangsubstanz, ohne die Sprachdiktion zu vernachlässigen“. Das Solisten-Terzett sorgte für einen ausgewogenen Gegenpol zum Chor. Ines Bergk überzeugte mit ihrer warmen, stilsicheren Sopran-Stimme. Sebastian Köchig meisterte den Tenor-Part geschmeidig. Und Eric Fergusson präsentierte einen metallisch-strahlenden Bass.
Abgerundet wurde das Geburtstagkonzert zum Hundertsten durch die Vertonung des 150. Psalms von César Franck. Dieses „Große Halleluja“ des Komponisten beginnt mit einer verhaltenen Bass-Passage des Chores und steigert sich immer mehr bis zum prächtig strahlenden „Alleluja“-Ruf des Gesamtensembles, dem sich keiner mehr entziehen kann. Die Zuhörer in der voll besetzten Josephskirche zeigten sich begeistert, klatschten minutenlang Beifall und dankten mit Standing-Ovations.
Ferdinand Goslich