Über den sogenannten “Arabischen Frühling” und seine Folgen berichtete am Dienstag, den 26. Januar 2016 Dr. Azad Hamoto aus München in einem atemberaubenden Tempo. Der in Syrien geborene Archäologe, Altorientalist, Kulturhistoriker und Soziologe stellte in seinem Vortrag zunächst die Geschichte Arabiens und den Krieg zwischen Israel und Palestina dar, der die Länder bis heute prägt. So sagte Dr. Hamoto: Die 40er bis 70er Jahre waren unruhige Zeiten und brachten bereits die ersten Flüchtlinge hervor. Es gab viele Putsche, um bestimmte politische Ziele zu erreichen und die Diktatoren ließen ihre Macht spielen. Die Armeen waren die Rückgrate der Regime und es war eine große Vetternwirtschaft. In den 80er Jahren bis 2004 waren die Zeiten relativ stabil. Die Golfstaaten lebten von ihrem Reichtum. Viele gute Arbeitskräfte gingen dort hin oder wurden geschickt, weil dort gut Geld zu verdienen war und brachten sich so in Abhängigkeit, weil sie ihre Familien unterstützten. Moderne Techniken ermöglichten den Informationsaustausch untereinander und der Sender Al Jazeera beeinflusste die Leute mit gut geschulten Moderatoren psychologisch in die islamische Richtung. Auch das soziale Netzwerk Facebook hatte großen Anteil daran. 1990 bis 2011 kam dann die Kopftuch-Generation, das heißt die Lebensart als ideologische Form des Islam. Die Frauen verschwinden aus dem öffentlichen Leben. Und 2011 begann dann der sogenannte “Arabische Frühling”. Der Auslöser war die Selbstverbrennung des jungen Akademikers Boazizi. Die Folge daraus war, dass die Menschen keine Angst mehr gegenüber den Regimen zeigten. Es gab soziale Unruhen und friedliche Massenproteste in vielen arabischen Städten. Die Regime antworteten auf die Proteste fast alle mit Gewalt. Dies hatte dann den Domino-Effekt, dass die Menschen sich nicht erschrecken lassen wollten, was dann irgendwann doch den Abtritt der Regierungen zur Folge hatte. In den verschiedenen Ländern liefen die Umbrüche aber verschieden ab. Dr. Hamoto berichtete dann im Einzelnen über die Umbrüche in Tunesien, Ägypten, Lybien, im Jemen und in Syrien. Irgendwann schaltete sich Russland, China, der Iran und die Hisbolla ein und unterstützte die Regime. Die türkische Grenze war durchlässig und so konnte jeder dorthin kommen. Die Brutalität kannte keine Grenzen und in der Hauptstadt Aleppo kam es dann zu gezielter Zerstörung von Denkmälern und Natur. Die Regime begrüßten die ethnisch religiöse Säuberung und die dadurch bedingte Vertreibung der Bevölkerung. So kam es zu den Flüchtlingsströmen, die sich bis in die heutige Zeit fortsetzen. Da es dort immer mehr Krisenherde gibt, wandern immer mehr Menschen nach Westeuropa. Der Referent machte darauf aufmerksam, dass es dauern wird, bis sich die Menschen ändern und man einen neuen Staat bilden kann. Aufgezwungene Formen bringen nichts. Radikalisierte Islamisten aus der ganzen Welt beteiligen sich an diesem Krieg und die Gefahr ist, dass wir sie nicht erkennen können. Nach dem Vortrag konnten die Zuhörer Fragen stellen, um das komplexe Thema zu verstehen. Die Diskussion schließt mit Berichten über Erlebnisse der Anwesenden mit Flüchtlingen und mit Empfehlungen für das Zusammenleben. Ein spannendes wie aufreibendes Thema. Herzlichen Dank dem Referenten für die Einblicke in diese komplexe Thematik.