Sabine Slawik, eine der Vizepräsidentinnen des Bundesverbands des Katholischen Deutschen Frauenbundes, war am Donnerstag, den 23. November 2017 auf Einladung des Zweigverein Tutzing zu Gast im Roncallihaus. Das Thema an diesem Abend war „Kleider machen Leute – Augen auf beim Kleiderkauf“ und meinte, dass Leute Kleider machen und man sich beim Einkaufen auch für die Herstellung und Materialien interessieren sollte, denn die Hintergründe sind erschreckend und stimmen nachdenklich.

Das Konsumverhalten unserer Zeit geht hin zur „Fast Fashion“. Unsere Kleiderschränke sind voll und 40 % davon tragen wir gar nicht. Deshalb lieber weniger aber dafür fair kaufen. Slawik verglich  in ihrem Vortrag die konventionelle und die nachhaltige Herstellung von der Pflanze Baumwolle bis zum fertigen Produkt. Am nachdenklichsten stimmte die Zuhörer, dass für eine Jeans von der Pflanze bis zur Hose 1 kg Baumwolle und 11.000 l Wasser benötigt werden. Dieser enorme Wasserverbrauch ist kaum vorstellbar und erschreckt uns in Bezug auf die Wasserknappheit der Welt. Aber auch die Bedingungen der Menschen, die in die Produktkette involviert sind, machen uns nachdenklich und zwingen uns zum Umdenken zu nachhaltig gefertigten Produkten. Es beginnt auf den Feldern, die mit Pestiziden verseucht werden, die Ernte-, Spinnerei-, Färberei- und Weberei-Arbeiter, die mit Giften, Staub und Dämpfen ohne Körperschutz in Berührung kommen bis hin zu den Nähereien, wo die Menschen auf engstem Raum Nähmaschine an Nähmaschine sitzen und im Accord nähen ohne Pause, Trinken und immer unter Aufsicht. Hinzu kommt dann auch noch die schlechte Entlohnung. Da sollten wir nicht mehr mitmachen.

Deshalb rät Frau Slawik zum Nachfragen, woher ein Kleidungsstück kommt und unter welchen Bedingungen es gefertigt wurde. Nur dies würde auf Dauer und nachhaltig etwas ändern und zwar sowohl beim Verbrauch von Ressourcen für das Herstellen von Mode wie auch bei den Arbeitsbedingungen in den Fabriken und erinnerte dabei an die eingestürzte Textilfabrik in Bangladesh im April 2013 mit über 1100 Toten. Sie empfiehlt, auf bestimmte Logos und Zertifikate  zu achten. Und es gibt langsam ein Umdenken von ganz oben: Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, forderte die deutsche Modebranche auf, sich für klare, strenge Richtlinien für die Produktion im Ausland zu verpflichten – als eine Folge der Diskussion über die Textilproduktion in Billiglohnländern und die Frage, welche Rolle deutsche Modehändler in diesem Geschäft spielen. Das Bündnis soll schrittweise eine ökologisch und sozial verantwortungsbewusste Produktion sicherstellen – und zwar entlang der gesamten Lieferkette. Also vom Baumwollfeld bis ins Regal. Eine ganze Reihe von Firmen zögern noch, aber einige sind diesem Textilbündnis schon beigetreten. Ein Anfang. Auch der KDFB setzt sich für nachhaltige Wirtschaftsläufe in einer globalisierten Welt ein. Dazu gehören unabdingbar menschenwürdige und sozial verträgliche Produktions- und Arbeitsbedingungen. Als Frauenverband nimmt er dabei besonders Branchen und Arbeitsbereiche in den Blick, in denen mehrheitlich Frauen beschäftigt sind. Dies trifft vornehmlich auf die Textilbranche zu, in der leider auch viele Kinder arbeiten.

Am Ende geht Slawik noch auf die Ver(fair)wertung ein. Deshalb rät sie ihren Zuhörern, genau aufzupassen, wohin die gebrauchte Kleidung geht. Aktion Hoffnung z.B. sortiert und verkauft die Ware und finanziert mit dem Erlös dann wiederum Projekte. Auch die Kleiderkammern der Diakonie sind dankbare Abnehmer von gebrauchter Kleidung.

Zum Schluss gab sie noch Tipps, was wir Verbraucher tun können: Fehlkäufe vermeiden, kritisch einkaufen, Kleidung länger nutzen, gute Qualität für eine längere Lebensdauer kaufen. Überfluss vermeiden. Beliebt sind auch Kleidertauschbörsen und Kleiderflohmärkte.

Marianne Hiebl, die erste Vorsitzende des Frauenbund Tutzing, dankt Frau Slawik für ihr Kommen und den interessanten Vortrag. Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.“ …sagt ein afrikanisches Sprichwort.

Rita Niedermaier