Trotz strömenden Regens machten sich auch in diesem Jahr am 14. September 2025 wieder einige Gläubige der Gemeinde St. Joseph Tutzing auf den traditionellen Fußweg nach Andechs. Seit vielen Jahrzehnten pilgern sie alljährlich dorthin – aus Dankbarkeit dafür, dass ihr Ort einst von der Pest verschont blieb. Die Wallfahrt ist für viele nicht nur ein historisches Ritual, sondern auch heute noch ein Zeichen lebendigen Glaubens.
Am Ziel angekommen, feierten die Pilger das Fest der Kreuzerhöhung mit einem Gottesdienst. In seiner Predigt stellte Pfarrer Peter Seidel tiefgehende Fragen: „Was tritt an die Stelle, wenn Menschen ein Kreuz in ihrem Haus abhängen? Wohin mit dem Kreuz – physisch und geistlich?“
Ein Kreuz zu entfernen sei leicht, so der Pfarrer, doch die innere Auseinandersetzung mit dem eigenen Leid bleibe. „Wenn ich das Kreuz Jesu abhänge, bleibt dennoch mein eigenes Kreuz“, sagte er. „Erst wenn ich es annehme und lerne, damit gut umzugehen, kann ich auch das Kreuz anderer mittragen.“
Er erinnerte daran, dass das Kreuz aus zwei Balken besteht: Der Querbalken verbinde die Menschen miteinander – durch Mitgefühl, Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe. Der aufrechte Balken hingegen zeige zum Himmel und stehe für die Verbindung zu Gott. „Wir dürfen die Hoffnung nie aufgeben – auch nicht in einer Welt voller Konflikte und Kriege.“
Besonders bewegend war der Gedanke, dass viele Kruzifixe Jesus mit offenen Armen zeigen. „Wenn wir sie betrachten, dürfen wir uns eingeladen fühlen, uns von Jesus umarmen zu lassen – mit allem, was uns bewegt.“
Am Ende seiner Predigt rief Seidel dazu auf, Jesus nicht nur als Bild an der Wand zu sehen, sondern ihn bewusst in das eigene Leben einzulassen. „Wir haben die Aufgabe, ihm Raum zu geben – in unserem Alltag, in unseren Beziehungen, in unserem Herzen.“
Die Wallfahrt nach Andechs bleibt damit nicht nur eine Erinnerung an vergangene Zeiten, sondern ein lebendiges Zeichen für Hoffnung, Gemeinschaft und gelebten Glauben – gerade in schwierigen Zeiten.
Anschließend durfte der Besuch im Bräustüberl zur Stärkung und Trockung natürlich nicht fehlen.