27 Jugendliche aus der Pfarrei St. Joseph haben am Sonntag, den 19. Oktober, das Sakrament der Firmung empfangen. Gespendet wurde es von Abt Johannes Eckert OSB, dem Abt von St. Bonifaz in München und Andechs. In seiner mitreißenden und lebensnahen Predigt fand der Abt eindrucksvolle Worte, um den jungen Menschen die Bedeutung des Heiligen Geistes in ihrem Leben nahezubringen – und das mit einem überraschenden Bezug zu einem modernen Popsong: „O komm, tau mich auf“ von Zartmann.
Ein Lied als Brücke zwischen Lebenswelt und Glaube
„Ich mach einfach kurz an, Mann, ja – was für ein verrücktes Leben, ich renn von Tag zu Tag…“ – so beginnt der Song, der die Zerissenheit und Sehnsucht vieler junger Menschen ausdrückt. Abt Johannes nahm diesen Text als Ausgangspunkt für seine Predigt. „In diesem Lied steckt eine tiefe Wahrheit“, sagte er. „Es geht um die Sehnsucht nach Liebe, nach Wärme, nach einem ‚Auftauen‘ – und genau das ist es, was Gottes Geist in uns bewirken möchte.“
Er erklärte: „Wenn wir aufgetaut werden, dann ist das eine schöne Erfahrung. Das geschieht, wenn wir spüren: Da nimmt mich jemand ernst. Da sagt jemand ein gutes Wort, schenkt mir menschliche Wärme.“
Jesu Geist lässt Herzen auftauen
Der Abt schlug den Bogen zur Lesung und zum Evangelium: Immer wieder habe Jesus Menschen „aufgetaut“ – mit seiner Nähe, seiner Freundlichkeit, seiner Vergebung. „Wenn Jesus sagt: Deine Sünden sind dir vergeben, fang neu an – dann wird das Herz warm. Dann ist Tauwetter!“
Nach dem Tod Jesu, so erklärte Abt Johannes, sei bei den Jüngern zunächst „Eiszeit“ gewesen: verschlossene Türen, verschlossene Herzen. Erst als der Auferstandene zu ihnen kommt und ihnen seine Wunden zeigt, beginnt das Eis zu schmelzen. „Er zeigt ihnen, dass er sie versteht – und dass er ihnen weiterhin vertraut. So taut er ihre Herzen auf.“
An einem persönlichen Beispiel verdeutlichte der Abt diese Erfahrung: Als Schüler habe er einmal versagt und Angst vor der Reaktion zu Hause gehabt – doch anstatt Strafe habe er Verständnis erfahren. „Auch das ist eine Erfahrung des Heiligen Geistes: Wenn wir spüren, dass uns jemand liebt, obwohl wir Fehler gemacht haben.“
Das Sakrament als Zeichen der Freundschaft
In der anschließenden Spendung des Firmsakramentes rief Abt Johannes jeden Jugendlichen beim Namen auf – ein sichtbares Zeichen der persönlichen Beziehung. „Du bist keine Nummer, du bist ein geliebter Mensch Gottes“, betonte er.
Mit dem Auflegen der Hände und der Salbung mit Chrisam-Öl machte er die Zuwendung Gottes spürbar: „So kostbar wie dieses Öl ist mir unsere Freundschaft. Wenn du dich schwach fühlst, sagt Jesus: Ich gebe dir Kraft! Das Öl ist wie ein Siegel – ich gehöre zu dir, und du zu mir.“
Tauwetter unter den Menschen
Beim anschließenden Friedensgruß forderte der Abt die Jugendlichen auf, diesen Frieden auch im Alltag weiterzutragen: „Frieden heißt: auf den anderen zugehen, ihm zuhören, ihn ernst nehmen.“
Er nannte Beispiele aus dem Leben der Jugendlichen: auf einen Außenseiter in der Klasse zugehen, nach einem Streit die Tür wieder öffnen, sich versöhnen. „Da wird Gottes Geist spürbar. Da beginnt Tauwetter.“
Begleitung durch Eltern und Paten
Ein besonderes Wort richtete Abt Johannes an Eltern und Paten: „Ihr seid nicht nur heute wichtig, sondern auch in den kommenden Jahren.“ Schmunzelnd erzählte er von einem Firmling, der gesagt hatte: „Der Pate steht hinter mir, weil er sonst im Weg stehen würde.“
„Das ist wunderbar gesagt“, meinte der Abt. „Denn ein Pate steht hinter dem Jugendlichen – als Stütze, als Begleiter, als jemand, der mit ihm den Weg des Glaubens geht.“
Er erinnerte daran, dass Pfingsten ursprünglich ein Erntedankfest war – und machte daraus eine schöne Parallele: „Heute ist Erntedank für Eltern und Großeltern. Danke für all die Liebe, Geduld und Unterstützung, die Sie Ihren Kindern geschenkt haben. Und bleiben Sie auch weiterhin mit offenem Herzen an ihrer Seite.“
„O komm, tau mich auf“ – Auftrag und Gebet zugleich
Zum Abschluss fasste Abt Johannes die Botschaft des Tages zusammen:
„‚O komm, tau mich auf‘ – das ist nicht nur ein Songtext, sondern ein Gebet. Es ist der Auftrag an uns alle, in einer Welt, in der so vieles erkaltet, für menschliche Wärme und Nähe zu sorgen. Da, wo Menschen sich wieder die Hand reichen, da wirkt der Geist Gottes.“
Mit diesen Worten endete ein bewegender Gottesdienst, der viele Herzen berührt hat – und der sicher noch lange nachklingen wird.
